"Gezeitenaquarell" für
die Hamburger Hauptkirche St. Katharinen
Auf die Lage St. Katharinens am Wasser,
die Bedeutsamkeit dieses Elementes in ihrer Geschichte weisen
vor Ort im Kirchraum nur die Flutmarkierung 17. 2. 1962 und
die Gedenktafel zum Untergang des Segelschulschiffes
"Pamir" 1957 hin.
Hier
soll eine weitere Markierung hinzufügt werden.
Das "Gezeitenaquarell"
greift die topographische Lage von St. Katharinen unmittelbar
auf, die sich anschickt, ihre alte Reichweite in und über
den Strom in die entstehende Hafencity neu zu entfalten.
Das
"Gezeitenaquarell" ist ein Tuch im Format von drei mal acht Metern.
Diesem Tuch wurde in der Längsrichtung ein Eisendraht eingenäht.
Dieser Draht hat durch den im folgenden beschriebenen Kontakt
mit Wasser mehr oder weniger stark Rost an das Gewebe des Tuches
abgeben. Er ist eine Art "Pegel" und bildet als Vertikale Kreuzungen
mit den horizontal verlaufenden Einfärbungen der unterschiedlichen
Wasserstände. Das Tuch wurde vor der Kaimauer "Bei den Mühren" westlich
der Jungfernbrücke in unmittelbarer Nachbarschaft von St
Katharinen ins Wasser des Zollkanals gehängt. Nach einem
Monat wurde das gewässerte und durch Schlickstoffe zum Teil
eingefärbte Tuch herausgenommen und in St. Katharinen im
südlichen Seitenschiff zwischen zwei Pfeiler gegenüber
dem groþen Triumphkreuz platziert, wodurch dieser Eingangsbereich
gleichzeitig den Stellenwert eines Querschiffes erhält.
Die
Installation will das Thema "Wasser" sinnlich vermitteln:
das Kommen und Gehen, Ebbe und Flut als Puls der Gezeiten,
Einatmen und Ausatmen, Werden und Vergehen; und selbstverständlich
auch Wasser als Quelle von Kraft, wie sie sich immer
wieder durch die christliche Taufe vollzieht.
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Hans Bunge